Unser Zores-Aktiver Tommy Schneider hat einen Beitrag im Heimatjahrbuch 2021 des Rhein-Lahn-Kreises veröffentlicht. Hier gibt es den Text für unsere Chronik:
Auch der „Lohnschdener Zores“ hat Geschichte…
(von Thomas Schneider verfasst)
In Köln ist es die „Stunksitzung“, in Bonn „Pink Punk Pantheon“, in Mainz die „Drecksäck“, in Koblenz die „Blaue Bütt“ und in Dortmund der „Geierabend“. Der Alternativkarneval hat in vielen Gebieten seine Liebhaber und eigene Namen. In Lahnstein, wohl einmalig im „Rhein-Lahn-Kreis“, nennt sich die närrische Alternative „Zores“. Laut „Kleinem Wörterbuch der Lahnsteiner Mundart“, veröffentlicht von Herbert Roth, heißt „Zores“ so viel, wie Ärger, Streit, Gesindel; scherzhaft auch für eine Horde von Kindern und den Lärm, den sie machen („Wat macht ihr dann fier ein Zores hai?“). Der Begriff kommt aus dem jenischen (Gauner- und Diebessprache) = Gesindel. Auch im Kowelenzer Schängelche Lied taucht der Begriff auf. („Wo Zitz un Zores hei, do is et stets dobei…“) Als die Lahnsteiner Narren am Samstag, 6. Dezember 2003 aus ihrer Lethargie erweckt werden und ein Rhein-Lahn-Zeitung Bericht von Uwe G. Rindsfüßer erstmals für die Öffentlichkeit über das Zores-Projekt berichtet, wird der Name so formuliert: „Zores heißt Geplärre, Geschrei, Gedöns, Ambach als lautstarke Äußerung, wenn einem etwas nicht passt.“
Geburtsstunde 2004
Die „Geburtsstunde“ des Zores schlägt am Freitag, 9. Januar 2004 um 20 Uhr mit der ersten ausverkauften Sitzung im Jugendkulturzentrum sowie der ersten Nummer, der gemeinsamen Pantomime von Publikum und Aktiven zum Song „Am Tag, als Conny Kramer starb“. Neun Nummern werden im ersten Jahr gespielt, dabei auch „Lahnstein sucht den Superstar“ mit viel Lokalkolorit und Fahnenträger Heinz Haas als „Superstar“. Edi Wolf, Peter Labonte, Werner Konrad, Gaby Laschet Einig, Johannes Lauer, Eberhard Schreiner und Gerd Schäfer buhlen vergeblich um den Titel des „Superstars“. Der Premierensitzung vorausgegangen waren zwei Jahre Vorbereitungszeit. Die Idee des Alternativkarnevals für Lahnstein entstand am Rosenmontag 2002 aus einer Bierlaune heraus. Das erste „konspirative Treffen“ fand dann am 5. April 2002 im Partykeller von Michael Naß statt. Der „Freundeskreis Lohnschdener Zores“ wurde geboren. Mit dem Jugendkulturzentrum in der Wilhelmstraße als Veranstaltungsort und dem Team des Jugendkulturzentrums als Partner wurde schon bald der passende Rahmen gefunden. Statt eines Kartenvorverkaufs gibt es einen Kartenvorverleih. Das heißt: Für fünf Euro erhält man ein Pfand, das man nach Ende der Sitzung zurückgeben kann. Dabei erhält man sein Geld zurück, es sei denn, es hat einem gefallen, und man spendet es dem JUKZ-Förderverein. Gespielt wird im großen Saal des JUKZ, vor der Kulisse des gemalten Wehrganges, welcher normal den altertümlichen Hexenturm mit der modernen Stadthalle verbindet. Gerd Schwan zeichnete für das immerwährende Bühnenbild verantwortlich. Aus der Pappkulisse wurde schon im dritten Jahr eine feste Holzkonstruktion. Udo Ludwig und Bernd Meuer halfen beim Kulissenbau mit.
„Jedem Anfang wohnt ein neuer Zauber inne…“
Die Akteure der ersten Stunde erinnern sich heute noch gerne an den besonderen „Spirit“, welche die ersten Zores-Zusammenkünfte hatten. Wenn jedem Anfang ein neuer Zauber inne wohnt, wie es Hermann Hesse einst formulierte, dann war der Zauber mit dem Zores schon sensationell. Irgendwie kannte man sich untereinander teilweise überhaupt noch nicht. Das gemeinsame Ziel, alternativen Karneval auf die närrische Rostra zu bringen vereinte jedoch schnell. Die Akteure fanden aus den unterschiedlichsten Richtungen den Weg zum Ensemble, welches von Anfang an basisdemokratisch agierte. Da waren Karnevalisten, die von der organisierten „normalen“ Fastnacht genug hatten oder neben der „Organisierten“ auch die andere Fastnacht erleben wollten, da waren Talente, die ihre schauspielerischen Fähigkeiten in Sketchen ausleben wollten, da waren Mitglieder der Kolpingjugend, welche eine Art Stunksitzung („Jetzt wird die Wutz rausgelosse…“) schon vereinsintern machten und vor allen Dingen die „Kirchenschiene“ unter die Lupe nehmen sollten, da waren Mitglieder der „Lahnsteiner Musikszene“, welche sich hier auch musikalisch entwickeln wollten und da waren einfach einige die einfach so mitgebracht wurden und schnell angesteckt wurden von der guten, verschworenen Gemeinschaft. „So viele unterschiedliche Leute, die so viel Spaß miteinander haben“, brachte es Walter Nouvortne schon bei den ersten Probearbeiten auf den Punkt und: „Wir wollen dem normalen Karneval nicht Konkurrenz machen, sondern ein Zusatz-Angebot unterbreiten. Eine karnevalistische Alternative für alle, die mit dem Karneval nicht so viel am Hut haben.“ Schnell stellte sich heraus, dass der konfettifreie Alternativkarneval nur als Gemeinschaftsprojekt funktionieren sollte. Einzel“künstler“, die eine Rede halten und dann verschwinden, wie man es im althergebrachten Karneval kennt, sollte es eben nicht geben. Klar war allen auch, dass man auf zeitaufwendige Rituale, wie „Begrüßung von Ehrengästen“, „Nennung von Sponsoren“ oder „Verleihung von Orden“ ebenso gerne verzichten möchte, wie die obligatorischen „Tuschs“, einen Elferrat und „Hellblau-Schlachtrufe“. Bedingt durch die relativ kleine Kabarett-Bühne war auch von Anfang an klar, dass der Zores weniger fürs Auge der Tanzfreundinnen und –freunde sein sollte, sondern mehr fürs Ohr und Gehirn. Gesellschaftspolitisch aktuell, natürlich politisch, mit hohem Lachfaktor, aber auch Sarkastisch und schwarzhumorig Böse, damit das Lachen auch mal im Hals stecken bleiben konnte. Beständige Themen im Programm sollten natürlich der Lokalkolorit, Kirchensachen und der Karneval selbst sein, dem man einen Spiegel vorhalten wollte. (richtige Fastnacht feiert nur der Narr, der auch über sich selbst lachen kann; eine der schwierigsten närrischen Disziplinen ist es, sich selbst auf den Arm nehmen zu können).
Zores: Das ist auch Basisdemokratie
Noch heute kann man jeweils im September, die sprichwörtliche Stecknadel fallen hören, wenn im Jugendkulturzentrum das Zores-Plenum zusammen kommt und mit großer Disziplin etwa 25 Nummern zu hören bekommt, welche rund zehn Autoren aus den eigenen Reihen etwa seit Mai des Jahres entwickelt und geschrieben haben. Gut die Hälfte der Nummern wird dann im Abstimmungsverfahren verworfen, also gestrichen bzw. fürs nächste Jahr „aufgehoben“. Den Zores-Leuten war dabei auch immer klar, dass „sichere Nummern“, welche sich in der Kölner Stunksitzung bereits bewährt hatten, für sie selbst kein „No go“ sein sollten. Einzelne Stunker bekundeten in der Vergangenheit, dass sie nichts gegen Adaptionen einzuwenden hätten. Entweder an diesem Nachmittag oder beim folgenden Treffen wird dann festgelegt, wer sich mit welcher Rolle vertraut machen sollte. Denn anders als im normalen Karneval spielen die Leute auf der Bühne nur eine „Rolle“ und stellen sich nicht unbedingt selbst dar. Von September bis zur Premiere im Januar wird meist wöchentlich, manchmal auch zweimal pro Woche in den Räumlichkeiten des JUKZ geprobt. Dieter Schwan entwickelte sich schnell zum Zores-Regisseur. Er hatte mal ein Studium der Theaterwissenschaften angefangen und war in Lahnstein allgemein als Gitarrist von „Ed Geed“ bekannt. Er versucht stets das Beste aus den Akteuren herauszuholen. Unter seinen „Fittichen“ läuft die Probenarbeit zwar akribisch und genau aber immer noch mit viel Spaß an den wöchentlichen Probeabenden, meist montags. Es ist der „Spaß an der Freud“, der zusammen kittet und jetzt 17 Jahre lang jeweils von großem Erfolg gekrönt wird. Dieter Schwan „himself“ steht selbst nur selten auf der Bühne. Im ersten Jahr als „Salatgurk“, beim „Kaufhaus für Selbstmörder“, in einer Fastnachtsrevue mit Gesang anno 2007 oder 2016 Lachsalven erzeugend als Professor Dr. Grzimek bei „Ein Herz für Narren“.
Alternativ gegen den Fastnachtsmief
Zores bedeutet „Alternativ gegen den Fastnachtsmief“ und zeigt ganz gut auf, dass der Humor auch links der Fastnacht eine Heimat hat. Ganz bewusst ballert die Jokus-Kanone immer wieder nach rechts. Zores, das sind nachhaltige Witze aus regionalem Anbau, wobei die Zoresianer schon oft mit ihren Zukunftsprognosen und Visionen Recht behalten sollten. So stand dort zum Beispiel die Absetzung von Bischof Tebartz van Elst schon lange auf dem Plan, bevor die eigentliche Demission bundesweit für Schlagzeilen sorgte. Harald Pfisterer, einer der Autoren und Moderatoren, fasste den Zores einmal so zusammen: „Der Zynismus ist unsere Rüstung, der Sarkasmus unser Schwert und die Ironie unser Schild.“ Zores darf scharf, bissig und frech sein, darf auch mal Grenzen ausloten. Zores will auch immer mehr sein als pure Comedy, manche Autoren achten auf einen kabarettistischen Einschlag. In den bisherigen 17 Jahren gab es im lokalen Bereich genug Themen, die Beachtung auf der Bühne fanden: Zweimal stellte sich Oberbürgermeister Peter Labonte vergeblich als Kandidat für Direktwahlen zur Verfügung, einmal als Landrat, einmal als Oberbürgermeister von Koblenz. Karikiert wurden Stadtratswahlen, Friedhofsgebühren, die Schaffung des Rheinquartiers, Umbau des Alten Rathauses, Stadthallen-Kunst und Teppichboden, Straßenzustände, Kneipen-Öffnungen und Schließungen, Mauer auf dem Leinpfad, „Die Nixe“, Service-Center, Freiwillige Feuerwehr, die Egos einzelner Stadtratsmitglieder sowie diverse Baustellen und Bausünden. Fester Bestandteil der humorvollen Sketchparade sind jedes Jahr kleine Filmeinspieler. Schon im zweiten Jahr flimmerte die „Suche nach dem Frohsinn in Lahnstein“ über die Leinwand. Die Protagonisten wurden dabei weder in der Sauna noch beim verkaufsoffenen Sonntag („Ostfriesenmarkt“) auf dem Salhofplatz fündig. Es gab eine Vorschau von „Kino-Blockbustern“ (Harry Potter, Spiel mir das Lied vom Tod, Rocky, Manche mögen´s heiß, Das Boot) an Lahnsteiner Schauplätzen, einen Bewerbungsfilm für die Bundesgartenschau in Lahnstein, einen Stummfilm auf der erfolglosen Suche nach dem Lahnsteiner Einzelhandel, einen Streifen über die Bedeutung des „Mett“ in der Weltgeschichte, Straßeninterviews zum 50jährigen Stadtjubiläum und eine Vorschau zum Heilwald in Lahnstein auf der Höhe. Im Jahre 2015 zog via Film erstmals ein Rosenmontagszug durch die Erzbachstraße im Stadtteil Friedrichssegen.
Zores sorgt für Gesprächsstoff: Skandälchen
Auch der „Zores“ hatte seine kleinen Skandälchen. Kurz vor dem Tode von Papst Johannes Paul II sang man auf die Melodie des „Holzmichel“: „Lebt denn der alte Wojtyla noch…“. Einige fühlten sich in ihren religiösen Gefühlen verletzt und schrieben Leserbriefe. Ebenso beim Moderatoren-Spruch aus dem Jahre 2012: „Loriot musste sterben, und Joseph Ratzinger lebt.“ Die Meinungen im Saal in Sachen Ästhetik gingen auch bei der Nummer „Kacken dass?“ auseinander, als blind die Kacke (in Form von Nutella) verkostet wurde oder als deutsche Soldaten aus Kundus als amputierte Schlümpfe auf die Bühne kamen und das Schlumpf-Liedchen trällerten oder zehn kleine Taliban sich der Reihe nach ins Reich der sieben Jungfrauen ballerten. Nichts für empfindsame Gemüter auch das „Kaufhaus für Selbstmörder“ und mit tiefschwarzem, pessimistischen Humor die Szenen aus dem amerikanischen Gefängnislager „Guantanamo Bay“ mit den Gefangenen in Ölfässern. Wurde die Moderation im ersten Jahr von Manfred „Radscha“ Radermacher, sitzend auf einem Tennis-Hochstuhl vorgenommen mit viel Durchblick in Sachen lokalem Geschehen, so wechselten sich danach „Radscha“ und Harald Pfisterer ab. Letzterer verband mit seiner Anmoderation stets einen scharfzüngigen politischen Jahresrückblick. 2019 führten gleich vier Protagonisten durch das Programm: Jutta Beuttenmüller, Matteo Müller, Hans Dausenau und Thomas Schneider. 2020 gingen Jutta, Matteo und Tommy in die Moderatoren-Bütt.
Insgesamt 222 Nummern
Von 2014 bis 2020 wurden insgesamt 222 Zores-Nummern gespielt, wobei mehr als die Hälfte aus eigenen Federn stammten. (157 selbst geschrieben, 48 Stunksitzungs-Adaptionen, 17 Adaptionen von Pink, Punk, Pantheon, Die Anstalt oder andere) Grundlage so mancher Sketch-Nummer waren TV-Verblödungen sowohl der öffentlich rechtlichen wie auch der privaten Sendeanstalten. Beispiele hierfür sind die „Volkstümliche Shitparade“ (2008), Bibel TV (2010), Funken suchen ein zuhause (2012), Lahnsteins next Top-Model (2012), Wolkenverhangen-TV (2014), Internationaler Frühschoppen (2014), Wetten, dass…(2015), Dschungelcamp (2015), ZDF Hitparade der 10 Gebote (2015), Grand Prix Eurovision (2016), Late Night Show (2017), Teleshopping (2017), Migranten-Stadl (2017), Käpt’n Blaubär (2019) und Winnetou (2020).
Vom genialen Showmaster Rudi Carell stammt der Ausspruch: „Eine Veranstaltung ist toll, wenn die Menschen herzhaft lachen können, sie ist großartig, wenn sie dazu auch eine Träne im Auge hatten.“ Dies gilt auch für den „Zores“, denn die regelmäßigen „Poesie-Nummern“ sind das Salz in der Suppe. So erinnert man sich gerne an die Paar-Pantomime beim „Warten auf den Rosenmontagszug“, an den Schaufensterdekorateur im Warenhaus mit seiner „Lady in red“, oder an die einmalige Sandmalerei von Christina Rodenberg und Rita Müller zum Stadtjubiläum. Eine beleuchtete „Mutter Erde“ drehte sich bei der Klimawandel-Nummer 2020 über die Bühne.
Die Zores Band
Was für die Stunksitzung „Köbes Underground“, das ist für den Zores die Zores-Band mit Musikern aus Lahnstein.
Im Jahre 2004 erklang erstmals als musikalischer Opener der „Zores Band“ das „Seid willkommen hier beim Zores in Lohnschde“ auf die Melodie des CCR-Klassikers „Proud Mary“. Es sollte all die Jahre das musikalische Erkennungszeichen für den alternativen Karneval am Rhein-Lahn-Eck bleiben. War „Let me entertain you“ von Robbie Williams in den ersten Jahren das finale Musikstück der Zores-Band, so verabschiedete sich das Ensemble seit 2010 mit dem „Brauchtum“, einer Adaption von U2s „With or Without You“ mit dem lang gezogenen „Lahnstein Helau“, während dazu die Hände über den Köpfen schwingen. Der Song wurde erstmals in der Session 2006 gespielt. Die Zores-Band spielte 2020 in folgender Besetzung: Walter Nouvortne (Drums), Mike Scholl (Gesamt), Paul Arzheimer (Bass), Gerd Stein (Gitarre) und Michael Naß (Keyboard). Vier Jahre – von 2014 bis 2017 - gab es auch die „Zores-Pänz“, der musikalische Nachwuchs, die im Wechsel mit der etablierten Band Musikstücke zwischen den Sketchen übernahmen. Die gute Musik der Band trägt wesentlich zum Erfolg der Zores-Sitzungen bei. Besonders beliebt sind die vielen umgeschriebenen Stücke mit eigenen Texten, welche sich auf das Stadt- oder Weltgeschehen beziehen. Manchmal werden die Texte zum besseren Verständnis auf der Leinwand zum Mitsingen eingeblendet.
Anarcho-Fastnachtserlebnis mit Leuten wie Du und ich
Dank eines treuen Publikums ist die Zores-Sitzung zur Kultsitzung am Rhein-Lahn-Eck avanciert. Im Laufe der Jahre entwickelte sich ein eingeschworenes Publikum, welches auch Texthänger oder lustige „Umfaller“ schnell verzeiht, im Bewusstsein, dass hier Menschen von „nebenan“ auf der Bühne stehen. Die Woge der Begeisterung vermag es, dass die Amateur-Akteure sich gerne getragen fühlen, die Dankbarkeit ob des Anarcho-Fastnachtserlebnisses, an welchem man entweder im gemütlichen JUKZ mit 100 anderen Personen oder in der großen, dunklen Stadthalle ohne Schunkel- und Pappnasentragezwang teilhaben darf, obsiegt. Sowas gibt es eben „nur, nur, nur in Lahnstein…“ 2004 gab es zwei Sitzungen im JUKZ mit jeweils ca. 160 Besuchern. 2005 wurden vier Sitzungen angeboten und im Jahre 2009 fünf Sitzungen. Ab 2012 durften aus Gründen des Brandschutzes nur noch jeweils 100 Besucher zu den vier Sitzungen im JUKZ. Seit 2012 gibt es jeweils eine Stadthallen-Sitzung am Samstag vor Karnevalssamstag, also einen Tag nach der Möhnen-Sitzung in der Stadthalle. In Sachen Stadthalle zitterten zu Beginn die Knie, eigentlich war eine „kleine Bühne“ im kleinen Saal vorgesehen, doch der Kartenvorverkauf war so überwältigend, dass man in den großen Saal auf die große Bühne musste. Kabarett-Atmosphäre wurde geschaffen durch eine völlige Verdunklung von Bühne und Saal und somit die Konzentration auf das Wesentliche, nämlich das Bühnengeschehen. Im Vergleich zu den normalen Fastnachtsitzungen in der Stadthalle ist die Aufmerksamkeit im Publikum beim Stadthallen-Zores wesentlich stärker ausgeprägt. Beim Zores ist jeder ein wichtiger Teil vom Ganzen, gleichberechtigt und jeder gleich wichtig im Erfolg, welcher sich am oftmals stehenden Schlussapplaus messen lässt. Der Bühnenbauer (Bernd Meuer und Peter Marquet) ist genauso wichtig, wie die Männer am Licht (Jörg Radermacher und Jan Kratz) oder am Ton (Jörg Eisbach) auf der kleinen Empore im JUKZ, wie der Techniker, der die Headsets verteilt (Raphael Otto, Willi Röllig, Jürgen Trampert, Joshua Ketis) oder die Verwalterin der Bühnenklamotten (Jutta Beuttemüller) oder die Schneiderin (Christina Rodenberg) und Künstlerin für besondere Bühnenelemente und Pappmascheé-Herstellerin (Rita Müller).
Was nur wenige wissen: Zores ist e.V.
Auch wenn manch etablierte Vereins-Karnevalisten den Zores vielleicht lieber außerhalb der eigentlichen Kampagne sehen würden, so legen die Zoresianer selbst unbedingt Wert auf das Wirken in der närrischen Zeit. Inzwischen ist es auch kein Problem mehr, bei der Terminwahl gegen die CCO-Trockensitzung oder eine NCV-Abendsitzung anzuspielen. War der Zores von Beginn an ein Projekt des „Freundeskreises Lohnschdener Zores“, so ging es 2019 ziemlich unbemerkt für die Öffentlichkeit – weil auch nicht so wichtig – doch zur Vereinsgründung, vor allen Dingen aus versicherungsrechtlichen Gründen. (Vorsitzender ist Michael Naß, seine Stellvertreterin Jutta Beuttenmüller) Auch außerhalb der Kampagnen waren die „Zoresianer“ aktiv. Gleich dreimal wurde die sogenannte „Comedy-Bühne“ bei „Lahneck live“ bespielt. Es gab zwei Stadtführungen mit Zores-Aktiven (Lahnstein in den 70er Jahren und Robin Hood) und Auftritte der „Zores Band“ zum Beispiel bei der Bundesgartenschau in Koblenz auf der Festungsbühne 2011, zur Oberlahnsteiner Kirmes im Festzelt, zur Eröffnung der „Lehner Kirmes“ im Weindorf auf dem Festplatz an der Lahn oder 2015 zum 150jährigen Kolping-Jubiläum als Vorgruppe zu den „Räubern“ auf dem Salhofplatz. Beim „Brückenschlag“ am Pfingstsonntag 2019 anlässlich des 50jährigen Stadtjubiläums spielte die Zores Band auf der Oberlahnsteiner Bühne am Globus-Getränkecenter. Mit dem Stück „Lahnstein am Rhein“ (Melodie: „Sweet Caroline“) verewigte sich die Band auch auf dem Sampler mit Liedern zum 50jährigen Stadtjubiläum. Im September 2018 übernahm das Zores-Team den Faßbieranstich im Festzelt am Rhein zur Eröffnung der Oberlahnsteiner Kirmes auf Einladung der Gesellschaftlichen Vereinigung 1924. 2017 gab es eine lange Zores-Video-Nacht mit Filmmaterial aus allen bisherigen Sitzungen. Schon im dritten Zores-Jahr wurde ein Autoaufkleber mit dem Logo des alternativen Karnevals in Lahnstein kreiert: Eine schwarze Narrenkappe. Er prangt seitdem auf den meisten Autos der Zores-Aktiven und Fans. Das Logo wird auch oftmals dargestellt als feurig brennende Narrenkappe inmitten der blauen Lahnbrücke.
Zores in der Lokalpresse
Ein journalistisches Highlight und nicht nur von den Mitwirkenden stets mit Spannung erwartet, sind die Berichte von den jeweiligen Premieren-Sitzungen in der „Rhein-Lahn-Zeitung“, wenn einiges aber nicht zu viel verraten werden soll, für die Besucherinnen und Besucher, welche für folgende Sitzungen bereits Eintrittskarten haben. „Zores macht müde Narren munter“ wurde 2005 getitelt und Uwe G. Rindsfüßer sprach von „einem Meilenstein in der Lahnsteiner Fastnachtsgeschichte.“ Vom „Wirbelsturm an kreativen Ideen, einem Nonstop-Programm mit immer neuen und begeisterten Überraschungen, gespielt von Leuten, die eigentlich jeder kennt in Lahnstein und die aus den unterschiedlichsten Cliquen und Kreisen zusammengekommen sind, um das zu machen, was ein bisschen wie „Stunk“ in Köln ist“, ist Karin Kring im Jahre 2008 begeistert. „Das Zores-Team spricht aus, was mancher Lahnsteiner sonst nur zu denken wagt, messerscharfe Spitzen zum Stadtgeschehen, zur Stadtpolitik“, meinte Karin Kring in ihren Ausführungen zur Sitzung des Jahres 2010. „Sarkasmus und Ironie pur“, textete Norbert Schmiedel 2012. Susanne Schneider schrieb 2013 über das „Lästern und Lachen, bis es weh tut“ und machte „mit Wortwitz und guter Beobachtungsgabe gezielte Nadelstiche aus, die so manch aufgeblähtes Ego zusammenschrumpfen lassen.“ Ulrike Bletzer schrieb 2015: „Die Zores-Sitzung kredenzte dem Publikum einen urkomischen Cocktail aus Lokalem und Globalgalaktischem.“ Getitelt wurde: „Klamauk mit intellektuellem Anspruch“. „Mit Herzblut für die eigene Heimat“, hieß es in der Überschrift in der RLZ 2017. „Was das Zores-Team bei der Premiere des neuen Programms auf die Bühne zauberte, war überragend. Feinster Humor, beißender Sarkasmus, herrlicher Lokalkolorit und eine gemeinsame Liebe: die zur Heimatstadt Lahnstein“, fasste es Tobias Lui in gedruckte Worte. 2020 resümierte Karin Kring: „Beim Zores macht’s auch die Mischung: Akteure, die von Anfang an dabei waren, junge Leute, die dazu kommen, alte, die nach langer Pause wieder dabei sind und Ideen einbringen.“
Gärpilze im Fastnachtsteig
Seit nunmehr 17 Jahren albern die Zoresianer mit ihrem Publikum in Würde und wollen auch weiterhin die Gärpilze im uniformierten Fastnachtsteig bleiben. Der Zores ist der zweitgrößte närrische Sitzungs-Anbieter am Rhein-Lahn-Eck, addiert man die Besucherzahlen von JUKZ und Stadthalle. Der Zores hat vielen viele schöne, unbeschwerte Stunden beschert, für Zwerchfellmassagen und Lachtiraden gesorgt. Nur Ausnahmen kommen übrigens kostümiert zum „Zores“, was aber von den Machern eigentlich ganz gerne gesehen ist. Der „Zores“ geht an den Start, noch bevor die eigentliche Fastnacht in Lahnstein mit Prinzenproklamation eingeläutet wird. In diesem verflixten „Corona-Jahr“ wird der „Zores“ im Januar 2021 nicht auferweckt, macht, um die Gesundheit nicht zu gefährden, Pause. Vielleicht will der Zores aber auch einfach nicht volljährig werden und seine kindische, jugendliche Unbekümmertheit erhalten. Wenn alles wieder normal laufen sollte, gibt es ab Mitte November 2021 den Kartenvorverkauf für den Zores 2022.
Wer beim Zores alles mitgemacht hat:
(*= 2020 im Ensemble)
Silvia Achmus *, Paul Arzheimer *, Johannes Bach, Jutta Beuttenmüller *, Birgit Böhm, Laura Böhm *, Madita Böhm*, Kurt Böhm *, Franziska Bohn, Patricia Böhm, Dr. Bettina Braun *, Hans Dausenau *, Jörg Eisbach *, Manfred Eisenschmidt, Yazan Fattajördschi, Sandy Flechtner, Florian Hierse, Julia Höhler, Dieter Kadenbach (+), Joshua Ketis *, Detlev Koefer, Jan Kratz, Manfred Legrand, Udo Ludwig ,Peter Marquet *, Sophie Marquet *, Franz Meier, Bernd Meuer *, Jens Müller, Jörg Müller, Matteo Müller *, Martina Müller *, Rita Müller *, Michael Naß *, Walter Nouvortne *, Raphael Otto *, Bärbel Pfisterer, Harald Pfisterer *, Heribert Pott, Jörg Radermacher *, Manfred Radermacher, Roman Rätz, Jörg Riebesell, Christina Rodenberg *, Jaqueline Röhm ???, Wilfried Röllig, Stefanie Sanner *, Florian Schauren, Markus Schild *, Angela Schmidt, Beatrice Schnapke-Schmidt *, Gerhard Schmidt *, Thomas Schneider *, Michael Scholl *, Volker Schröder, Dagmar Schusterbauer, Dieter Schwan *, Gerd Schwan, Anne Stark*, Gerd Stein *, Moritz Stein, Carmen Trampert *, Jana Trampert, Jürgen Trampert *, Michael Zapp *, Niklas Zapp*,
Die schönsten Songs der „Zores Band“:
„Peter Klein“ (Bobby Brown), „…und es war Messe“ (und es war Sommer), „Der Geschlechtsverkehr“ (Love is in the air), „Brauchtum“ (With or Without You), „Let me entertain You“, „Willkommen hier beim Zores“ (Proud Mary), „Lahnstein am Rhein“ (Sweet Caroline), „Ich mach mein Ding“, „Unsere Stammbaum“, „Fastnachtssüchtig“ (Sternenhimmel), „Söhne vom Bofrost Mann“, „Geh nicht zu den Funken????“ (Spiel nicht mit den Schmuddelkindern), „Funkemarieche“, „Kristallnacht“, „König von Lahnstein“ (König von Deutschland), „Wir grillen heut‘ ein Schwein“, „Ich will nicht mehr zum CCO“ (Ich war noch niemals in New York), „Allein, Allein“, „Zores hier in Lahnstein“ (Last Time), „Die Nixe von der Spree“ (Cats in the cradle), „SG Eintracht, Stern von Lahnstein“ (FC Bayern, Stern des Südens), „Skandal um Globus“ (Skandal im Sperrbezirk), „So soll es sein, so soll es bleiben“, „Lahnstein, wirf die Gläser an die Wand“ (Moskau), „Du hast den Zores gern“ (Vom selben Stern), „Marieche, Marieche“(Aicha), „Einmal noch Marieche tanz…“ (The Rose), „Ich wollt‘ nur Senf han – Katrin vom Aspich“, „Tausendmal toupiert“ (1000 und 1 Nacht), „Dat Herz bleibt hey in Lohnschde“, „Debbedotz daham“,